Eine geologische Störlinie als Heimat sensibler Rebsorten
Die Thermenregion nimmt geologisch betrachtet eine Sonderstellung im österreichischen Weinbau ein. Sie befindet sich an einer sogenannten geologischen Störlinie – einem Bruchsystem am Abbruch der Nördlichen Kalkalpen zum Wiener Becken hin. Kennzeichnend ist, dass durch diese Art von Störung mineralreiches, heißes Wasser aus großer Tiefe bis an die Erdoberfläche aufsteigen kann. Die Orte Baden und Bad Vöslau tragen Zeugnis davon. Auch wenn es vorrangig die Thermalbäder waren, an welchen die Römer einst Gefallen fanden, so kamen ihnen gewiss auch die idealen Voraussetzungen für den Weinbau entgegen. Aus gutem Grund wurden hier einige der besten und sensibelsten Rebsorten der Welt heimisch, wie etwa Pinot Noir und St. Laurent
– oder zogen sich in die Thermenregion „zurück“, wie es bei Rotgipfler und Zierfandler der Fall ist.
Vor etwa 19 Millionen Jahren überflutete das Jungtertiärmeer das ganze Wiener Becken, dessen Teil die Thermenregion ist. Veranschaulicht wird dies durch die vielen Reste von Muscheln, Schnecken und anderen Meeresbewohnern in den Böden und deren hohen Kalkanteil. Zahlreiche fossile Tier- und Pflanzenfunde liefern Hinweise darauf, dass die einstigen Lebensbedingungen mit jenen des heutigen Mittelmeerraums vergleichbar sind. Vor etwa sechs Millionen Jahren verlandete das Wiener Becken und zurück blieben reiche Ablagerungen von Tegel, Schotter sowie tonhaltigen Sanden.
Ideale Böden für Weiß- und Rotweine
Nun ist die Thermenregion wie eingangs erwähnt geologisch zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil zu unterscheiden. An den Hanglagen des Anningers im Norden verlief die Küste des einstigen Urmeers. Hier erweisen sich Braunerdeböden mit Muschelkalkanteil als perfekt für die beiden Weißweinsorten Zierfandler und Rotgipfler. Anders im Süden, wo das sogenannte Steinfeld zu Zeiten des Urmeers mit Wasser bedeckt war. Heute besteht die oberste Bodenschicht des einstigen Meeresbodens aus eiszeitlichen Kalkschotterflächen. Durch langsame Verwitterung entstanden seichte Schwarzerdeböden mit hohem Kalkgehalt sowie geringer Wasserhaltefähigkeit, ideale Bedingungen für St. Laurent. Innerhalb der südlichen Zone zeigen sich weitere Unterschiede. So setzen sich die Böden von Sooß bis Leobersdorf aus tiefgründigem, Braunerdeböden mit kalkreichem Fein- und Grobmaterial zusammen. Der in Baden gelegene Harterberg birgt eine Ausnahme, hier sind stellenweise kalkfreie Böden vorzufinden.